Eine Jugend BahnCard 25 für Kinder beantragen - oder: dem Bürokratiemonster die Zähne zeigen

Da unsere Tochter jetzt auch ein Schulkind ist und auf Bahnfahrten ein eigenes Ticket braucht, wurde es höchste Zeit, sich mit dem Thema Jugend BahnCard 25 auseinanderzusetzen. Dass wir damit so lange beschäftigt sein würden, hätten wir vorher nie vermutet. 
 
In diesem Artikel zeigen wir euch Schritt für Schritt, wie aufwendig es war, die Jugend BahnCard 25 zu beantragen und was ihr dafür braucht.
Kleine Info vorab: da kommt einiges zusammen.
 

Was ist die Jugend BahnCard 25?

Die Jugend BahnCard 25 ist die sehr viel günstigere kleine Schwester der regulären BahnCard 25. Sie kostet nur 7,90€ pro Jahr. Mit ihr sparen Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren bei jeder Fahrt mit der Bahn 25% auf den Flex- oder Sparpreis. Und das gilt nicht nur im Nahverkehr, sondern auch für ICE, IC, EC und sogar den ÖBB Nightjet.
 
Die Jugend BahnCard läuft automatisch nach einem Jahr aus. Anders als bei der BahnCard 25, die sich automatisch verlängert, ist also hier keine Kündigung erforderlich. 
 
Jugend BahnCArd für Kinder erwerben - Aussehen der digitalen Karte 
Quelle: bahn.de

Für wen lohnt sich die Jugend BahnCard 25?

Gute Frage. Schließlich fahren Kinder bis einschließlich 14 Jahren im Fernverkehr häufig noch (in Begleitung einer zahlenden Person ab 15 Jahren) kostenlos mit. Auch viele Verkehrsverbünde bieten mit ihren Tagestickets günstige Mitnahmeregelungen für Kinder an.
 
Die Jugend BahnCard 25 lohnt sich vor allem für:
 
  • Jugendliche inklusive 14 Jahren, die alleine reisen oder oft ein eigenes Ticket brauchen 
  • Familien mit Deutschlandticket, bei denen sich ein eigenes Ticket für die Kinder (noch) nicht rentiert
  • Kinder mit günstigem Schülertarif im Nahverkehr, die aber regelmäßig über die Grenzen des Verkehrsverbundes hinausfahren
 
Für Jugendliche ab 15 Jahren wird die Situation etwas komplizierter. Ab diesem Alter zahlen sie oftmals schon den vollen Preis auf Einzelfahrten, wodurch ein Deutschlandticket oder ein Tagesticket des Verkehrsverbundes interessant werden könnte.  
 

Unser Beispiel: Deshalb lohnt sich die Jugend BahnCard für uns als Familie

Wir leben in Dresden und unsere Kinder nutzen das Bildungsticket des Verkehrsverbundes VVO für gerade mal 15€ im Monat. Damit können sie nicht nur in Dresden, sondern im gesamten Verkehrsverbund Oberelbe unterwegs sein. Dieser erstreckt sich von Riesa und Hoyerswerda im Norden bis nach Bad-Schandau und Altenberg im Süden. Das sind ca. 4.800 km², die von dem Ticket abgedeckt werden. Nicht schlecht!
 
Ein Deutschlandticket für 58€ lohnt sich für sie daher nicht. Doch etwa einmal im Monat fahren wir zur Familie nach Görlitz. Und das liegt ab Arnsdorf außerhalb des Verbundes.
 

Beispielrechnung:

Einzelfahrt Arnsdorf-Görlitz (Kind bis einschließlich 14 Jahre): 12,55€
Hin- und Rückfahrt: 25,10€
Monatliche Kosten für das Bildungsticket: 15€
-> Gesamt: 40,10 (immer noch günstiger als das Deutschlandticket)
 
Mit der Jugend BahnCard 25 sparen wir 6,28€ pro Hin- und Rückfahrt. Hochgerechnet auf 12 Monate sparen wir 75,30€. Abzüglich der 7,90€ für die BahnCard bleiben 67,40€ Ersparnis im Jahr.
 
Für uns ist das Grund genug, für beide Kinder eine Jugend BahnCard 25 zu besorgen. Und damit die wirklich sehr großen Hürden der deutschen Bürokratie auf uns zu nehmen. 
 
Jugend BahnCard für Kinder beantragen
 

Jugend BahnCard 25 beantragen - So kompliziert ist es wirklich

Leider ist die Bestellung nicht ganz so simpel, wie man es sich wünschen würde. Einfach online bestellen wie ein Ticket? Geht leider nicht.
 
Die überaus hilfreiche Seite der Deutschen Bahn verrät uns:

Die Jugend BahnCard kann online gekauft werden. 

Sie ist außerdem erhältlich in DB Reisezentren und Agenturen der Deutschen Bahn und in der App DB Navigator. 

(Quelle: https://www.bahn.de/angebot/bahncard/bahncard25/jugendbahncard)

Aha. So weit, so unkompliziert. Da ich aber gerade schon verraten habe, dass es nicht so einfach funktioniert, die Karte online zu kaufen, zeige ich euch jetzt, was alles zu tun ist - inklusive Zeitaufwand. Ihr werdet überrascht sein, was da am Ende alles zusammenkommt.
 

1. Eine eigene E-Mail-Adresse für jedes Kind

Ja, ihr habt richtig gelesen. Ihr könnt die Jugend BahnCard 25 nicht einfach als Elternteil für eure Kinder bestellen. Auch nicht, wenn ihr bereits ein Konto bei der Deutschen Bahn habt. Stattdessen muss jedes Kind ein eigenes Bahn-Konto anlegen. Und dafür ist eine eigene E-Mail-Adresse erforderlich.
 
An dieser Stelle haben wir überlegt, ob wir einfach unsere bestehenden Konten bei der Deutschen Bahn für die Kinder verwenden. Wir haben uns aber dagegen entschieden, weil wir auch oft Tickets für Züge buchen, wenn es zum Beispiel in den Urlaub geht. 
 
Falls ihr euch aber dafür entscheidet, könnt ihr diesen Schritt überspringen.
 
Wir haben also für beide Kinder neue E-Mail Adressen angelegt. Genauer gesagt im Google-Konto meines Mannes zwei Kinder-Unterkonten angelegt. Das ist unserer Meinung nach langfristig am sinnvollsten, weil die E-Mail später gleich fürs erste eigene Smartphone genutzt werden kann. Wenn ihr euch dafür entscheidet, empfehlen wir euch einen Laptop zur Hand zu nehmen, da der Wechsel zwischen Google-Konten auf Android-Smartphones etwas umständlich ist.
 
Alternativen für kindgerechte E-Mail-Adressen sind beispielsweise Mails4Kidz.de oder Kidsmail24.de. Damit haben wir uns nicht weiter beschäftigt, einen gelungenen Leitfaden dazu findet ihr aber hier. Wichtig: Personen unter 16 Jahren dürfen sich nicht bei den bekannten Anbietern kostenloser E-Mailadressen (gmx.de, web.de, ...) registrieren.  
 
Zeitfaktor bei uns für die Erstellung der Unterkonten im Google-Konto meines Mannes: jeweils 10 Minuten.  
 

2. Bahn-Kundenkonto für Kinder erstellen

Mit der brandneuen E-Mail-Adresse könnt ihr jetzt auf bahn.de ein Kundenkonto für euer Kind anlegen. Dazu geht ihr folgendermaßen vor:
  1. Klickt oben rechts auf "Anmelden"
  2. Gebt die neue E-Mail-Adresse ein und legt ein Passwort fest 
An die E-Mail Adresse des Kindes wird jetzt ein Code zur Bestätigung geschickt, den ihr eingebt und schon haben eure Kinder ein eigenes Konto bei der Deutschen Bahn. 
 
Dort ist es jetzt noch ganz wichtig den Namen und das Geburtsdatum eures Kindes korrekt anzugeben, damit das dann auch mit den Daten auf der Jugen BahnCard übereinstimmt. Falls ihr also euer bestehendes Konto für euer Kind verwenden möchtet, müsst ihr diese beiden Informationen ändern.
 
Zeitfaktor hier: ca. 5 Minuten
 

3. Die Jugend BahnCard 25 online bestellen

Jetzt geht's zur eigentlichen Bestellung. Entweder ihr klickt euch durch die Navigation (Tickets & Angebote -> BahnCards -> BahnCard 25) oder direrkt über diesen Link: https://www.bahn.de/angebot/bahncard/bahncard25/jugendbahncard 
 
Jugend BahnCard 25 für Kinder beantragen
 
Dort auf "Jetzt bestellen und sofort nutzen" klicken und das Datum festlegen, ab dem die Jugend BahnCard 25 gelten soll. Hier ist es ganz wichtig, dass das Geburtsdatum im Kundenkonto stimmt, sonst bekommt ihr eine Fehlermeldung. 

Wenn alles passt, könnt ihr die 7,90€ mit eurer gewünschten Zahlungsmethode bezahlen. Im Anschluss bekommt ihr die Information, dass die BahnCard jetzt im DB Navigator zur Verfügung steht.
 
Zeitaufwand: ca. 3 Minuten, je nach gewählter Zahlungsmethode
 

4. DB Navigator App downloaden und Jugend BahnCard 25 anzeigen lassen

Für den letzten und wichtigsten Schritt braucht ihr zwangsläufig ein Smartphone. Die Jugend BahnCard 25 ist nämlich nur digital verfügbar und muss bei jeder Fahrt zusammen mit einem amtlichen Lichtbildausweis vorgezeigt werden.
 
Also dürft ihr euch die mit wahnsinnigen 2,6 Sternen bewertete App herunterladen. Das hat bei uns dann doch recht problemlos geklappt und wir konnten die Kinderkonten direkt anmelden. Im Bereich "Profil" findet ihr dann etwas weiter unten eure BahnCard. Wenn ihr sie öffnet bekommt ihr die Informationen dazu angezeigt und könnt auch zur Kontrollansicht wechseln. Das ist der relevante QR-Code, den ihr vorzeigen müsst.
 
Jugend BahnCard 25 für Kinder bestellen

Tipp: Wir haben die QR-Codes der beiden Jugend BahnCards 25 als Screenshot gespeichert, um bei schlechter Internetverbindung im Zug nicht auf die App angewiesen zu sein. Außerdem geht das schneller, als sich jedes Mal ab- und wieder anzumelden.
 
Die Zeit für das Herunterladen und Zurechtfinden in der App schätze ich auf etwa 2 Minuten.
 

Gesamtaufwand: 4 Schritte, ca. 20 Minuten Zeit 

Wenn alles glattläuft, habt ihr nach rund 20 Minuten die BahnCard in der App. Wir haben uns am längsten mit dem Thema E-Mail aufgehalten, weil es mir irgendwie widerstrebte für meine Grundschüler jetzt schon eine eigene E-Mail Adresse anzulegen. Geht das nicht auch einfacher? Warum kann ich als Erziehungsberechtigte nicht die BahnCard für mein Kind bestellen? Oder warum kann die Bestellung der BahnCard nicht ohne Kundenkonto bei der Deutschen Bahn erfolgen? Da gibt es an vielen Stellen Potenzial zur Vereinfachung. 
 
Anfangs dachten wir noch, wir könnten die Jugend BahnCard 25 im DB Reisezentrum ohne technische Hürden bekommen. Steht ja schließlich auch so auf der Webseite der Bahn (siehe oben). Aber - Pustekuchen. Nach der langen Wartezeit hat der freundliche Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass auch er ohne die E-Mail-Adressen der Kinder nichts machen kann. 
 
Ich fasse hier noch einmal kurz alle notwendigen Schritte für euch zusammen:
  1. eigene E-Mail für das Kind / die Kinder erstellen - Zeitaufwand: ca. 10 Minuten
  2. eigenes DB-Kundenkonto für die Kinder einrichten - Zeitaufwand: ca. 5 Minuten
  3. die Jugend BahnCard 25 online kaufen (entweder über bahn.de oder im DB-Navigator) - Zeitaufwand: ca. 3 Minuten
  4. die DB-Navigator App herunterladen, um die BahnCard anzeigen zu können (falls noch nicht vorhanden) - Zeitaufwand ca. 2 Minuten
  5. einen Screenshot vom QR-Code erstellen (optional) 
 
Und denkt immer daran den amtlichen Lichtbildausweis (z.B. Personalausweis) mit zunehmen. Denn die BahnCard 25 ist nur in Verbindung damit gültig. 
 

Unser Fazit zur Jugend BahnCard 25

Lohnt sich die Karte? Ja - definitiv, wenn euer Kind regelmäßig allein oder mit eigenem Ticket unterwegs ist.
Ist der Weg dahin nervig? Ja - leider.
 
Wir haben vieles probiert, aber es nicht einfacher hinbekommen. Ich bin jedenfalls froh, dass wir das Thema jetzt erst einmal abhaken können. Und jetzt, wo die Kinder mit E-Mail und DB-Kundenkonto bestens ausgestattet sind, sollte die Verlängerung schnell von der Hand gehen. Hoffentlich.
 
Was sind eure Erfahrungen mit der Jugend BahnCard 25 oder einer anderen BahnCard?  Habt ihr andere Tipps, wie es schneller oder einfacher geht? Schreibt es gern in die Kommentare - wir sind gespannt auf eure Erfahrungen. 



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Kommentare

  1. Oh wow. Habe von diesem Ticket bis jetzt noch nie etwas gehört, aber nach deiner Rechnung lohnt es sich ja wirklich. Kann mich noch gut erinnern, wie mühsam das Online-Kaufen teilweise war, weil etwas mal nicht geklappt hat oder weil ihm doch noch irgendetwas fehlte. Auch das jedes Kind eine eigene Email Adresse braucht, finde ich interessant... aber einmal erledigt, erspart man sich dann wenigstens für einige Monat den Stress.

    LG,
    Vici

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    1. Liebe Vici, das hoffe ich auch. Wir werden es in einem Jahr erleben...

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  2. Für mich hat sich eine Bahncard nie wirklich gelohnt, dafür bin ich zu selten unterwegs! Aber mit deiner Beispielrechnung passt das definitiv gut für Euch! Dass Kinder eine eigenes Bahn-Konto anlegen müssen, hätte ich aber auch nicht gedacht! Na ja, nach all dem Aufwand habt Ihr es geschafft! Ich wünsche allzeit gute Fahrt mit der Bahn - (ich hatte letztens erst 305 Minuten Verspätung) :)

    Liebe Grüße
    Jana

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    1. Hallo Jana, wir hatten letztens auch unglaublich viel Verspätung. Manchmal ist man einfach länger mit Warten, als mit Fahren beschäftigt. Aber zum Glück sind das bei uns eher die Ausnahmen.

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  3. Hallo,

    ich habe auch die BahnCard und finde sie insgesamt sehr praktisch. Dein Beitrag zeigt aber echt gut, wie viel Aufwand manchmal schon im Vorfeld dahintersteckt. Gerade die Sache mit den E-Mail-Adressen und Konten wirkt doch ziemlich umständlich. Da merkt man wieder, wie bürokratisch solche Prozesse sein können. Aber am Ende lohnt es sich – die Ersparnis summiert sich ja doch recht schnell.

    Liebe Grüße,
    Saskia Katharina

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  4. Gerade, wenn man als Familie viel öffentlich unterwegs ist, macht die Bahncard ganz bestimmt auch für die Zwerge Sinn. Auch wenn wir noch immer extrem viel Bürokratie überwinden müssen um an so "einfache" Dinge zu gelangen, es kann nur besser werden. Denn was einfach ist, wird auch genutzt.
    Und je mehr Verkehr auf der Schiene liegt, umso weniger einfacher wird es.

    Liebe Grüße, Katja

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