Calais mit Kindern entdecken - ein überraschend schöner Tagesausflug an der Opalküste
Es gibt Orte auf der Welt, die zeigen sich nicht gleich von ihrer schönsten Seite. Sie brauchen ein bisschen Geduld und den richtigen Blick. Calais ist so ein Ort. Eine Stadt die auf den ersten Blick in die Jahre gekommen wirkt. Aber wer sich die Zeit nimmt, genauer hinzusehen, wird von einer charmanten Mischung aus Geschichte, Technik und kinderfreundlicher Gestaltung überrascht werden.
Denkt ihr bei Calais auch sofort an die Fähren in Richtung England? Uns ging es jedenfalls so und wir hatten auch eigentlich nicht viel mehr erwartet als einen netten Strand. Aber Calais hat uns mehr gegeben als nur Wind in den Haaren und Sand unter den Füßen. Zwischen einem spektakulären Leuchtturm, einem feuerspeienden Drachen und kreativen Spielplätzen erlebten wir eine Stadt, die weit mehr zu bieten hat, als ihr Ruf vermuten lässt.
In diesem Reisebericht nehme ich euch mit auf unseren Tagestrip nach Calais - mit vielen persönlichen Eindrücken und praktischen Tipps für Familien.
Ankommen in Calais - erste Eindrücke und praktische Tipps
Schon die Anfahrt nach Calais war ein Erlebnis. Noch vor der Stadtgrenze schien es, als würde jeder zweite Meter von einem Kreisverkehr unterbrochen werden. Und jeder davon glich einem kleinen Kunstwerk mit Blumen, Skulpturen und liebevoll gestalteten Arrangements. Über Sinn oder Unsinn der flächenmäßig riesigen Kreisverkehre kann man sicherlich streiten, aber sie haben der oft eher funktionalen Stadteinfahrt definitiv einen ganz eigenen Charme verliehen.
Geparkt haben wir komfortabel direkt am Strand. Großformatige Schilder weisen schon bei der Einfahrt in die Stadt den Weg zu den kostenlosen Parkplätzen. So starteten wir unsere kleine Stadterkundung stressfrei und direkt zu Fuß.
Wer in Calais mit dem Zug anreist, landet im Innenstadtbereich und kann direkt vom Bahnhof aus loslaufen. Und alle, die länger da sind, oder an einem Tag mehr als nur den Innenstadtbereich sehen möchte, können eine der 13 kostenlosen Buslinien nutzen.
Eine Stadt mit Ecken, Kanten und Charakter
Die Stadt Calais ist keine klassische Schönheit. Die Innenstadt wirkt stellenweise grau und in die Jahre gekommen. Aber das hat seine Gründe, denn fast der gesamte Stadtkern wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nur wenige historische Gebäude überstanden die Bombenangriffe. Wie zum Beispiel der alte Leuchtturm oder die Überreste des Wachturms am Place d'Armes. Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren setzte vor allem auf Funktionalität und nicht auf Optik. Und das sieht man.
Doch gerade dieser Kontrast aus dem ungeschönten Stadtbild und den modern gestalteten Bereichen am Strand verleiht der Stadt auch ihren ganz eigenen Charakter.
Hoch hinaus mit Kindern - unser Besuch im Leuchtturm
Unser erster Programmpunkt war der imposante Leuchtturm von Calais (Phare de Calais). Für mich gehört der Blick von oben bei einem neuen Reiseziel einfach dazu. Und dieser Ausblick war jede einzelne der 271 Stufen wert. Für 12€ durften wir als Familie hinein und direkt beim Eintreten begann spontan eine Führung auf Französisch und Englisch. So erfuhren wir auch einige interessante Hintergrundinfos über die Geschichte des Turms und seine Funktionen - früher wie heute.
Oben angekommen, blies uns ein kräftiger Wind um die Nase. Der Ausblick war absolut atemberaubend. Wir sahen weit hinaus auf's Meer, konnten England in der Ferne erkennen und bekamen einen tollen Überblick über den Hafen, die Stadt und den Strand.
Im Erdgeschoss des Turms befindet sich ein kleines, interaktives Museum. Einige Erklärungen sind sogar auf Deutsch, ein paar andere haben wir unseren Kindern übersetzt. Die Ausstellung rund um französische Leuchttürme war deutlich spannender und kindgerechter gestaltet als erwartet, sodass wir uns dort viel länger aufhielten als zunächst vermutet.
Geschichte trifft Alltag - unterwegs im Herzen von Calais
Nach dem Leuchtturmbesuch machten wir uns auf den Weg zum Place d'Armes, einem historischen Platz im Herzen der Altstadt. Während sich hier noch Reste eines alten Wachturms aus dem 13. Jahrhundert befinden, wirkt der Platz selbst wie eine triste Betonwüste. Zumindest auf den ersten Blick. Auf den Zweiten fanden wir am Rand noch die Statuen von Charles de Gaulle und seiner Gattin (gebürtig aus Calais), sowie ein Wasserspiel, das vor allem bei den Kindern äußerst beliebt war.
Rings um den Platz befindet sich eine große Auswahl an Restaurants und in einem davon haben wir auch zum Mittag gegessen. Miesmuscheln in verschiedensten Variationen standen nicht nur hier auf der Speisekarte. Mein Mann probierte ein klassisches Rezept und war begeistert.
Der Drache von Calais - Technik zum Staunen
Auf dem Rückweg zum Strand kamen wir an einer alten Befestigungsanlage vorbei, über deren Geschichte wir leider keine Informationen fanden. Stattdessen war dort eine Ausstellung über die Entstehung des berühmten Drachen von Calais, dem modernen Aushängeschild der Stadt.
Wir hatten ihn vorher schon durch eine Glaswand schlafend gesehen, doch nun begegneten wir ihm in Aktion. Der mechanische Drache ist eine beeindruckende Konstruktion. Nicht weniger als sechs Personen braucht es, um dieses technische Kunstwerk über die Strandpromenade zu bewegen. Dabei speit der Drache wahlweise Dampf, Wasser oder sogar Feuer.
Wir haben bewusst keine Fahrt mit ihm gebucht, da das Tempo extrem langsam ist. Stattdessen beobachteten wir ihn aus nächster Nähe und das reichte für uns völlig aus. Da der Drache sich wirklich im Schneckentempo vorwärts bewegt, habt ihr, wenn ihr euch am Strand von Calais aufhaltet, absolut keine Chance ihn zu verpassen. Und falls ihr gern eine Fahrt buchen möchtet, werdet ihr hier fündig. Sie dauert zwischen 45 Minuten und 1 Stunde, inklusive ein- und aussteigen, und kostet für einen Erwachsenen aktuell 9,50€.
Warum der Strand in Calais perfekt für Familien ist
Der Strand von Calais selbst ist ein absoluter Traum. Schon der Blick von der Seebrücke zeigt, wie weitläufig die Küste hier ist.
Bei Ebbe muss man gefühlt eine kleine Expedition starten, um das Wasser zu erreichen. Doch durch den Wind hatten wir auch hier wieder unglaublich tolle Wellen und jeder Meter hat sich absolut gelohnt. Der Rückweg zum Handtuch wurde zur Schatzsuche, denn überall gab es Muscheln, Steine, Krebse und andere spannende Fundstücke aus dem Meer zu bestaunen. Da waren wir schon fast wieder trocken, als wir endlich wieder bei unseren Sachen ankamen.
Auch bei Flut bleibt ein breiter Streifen Sand erhalten, auf dem sich Beachvolleyballfelder und kleine Bars befinden. Besonders schön fanden wir es, den Schiffsverkehr zu beobachten. Riesige Frachter und Fähren fahren regelmäßig den Ärmelkanal entlang und lassen sich wunderbar mit einem Fernglas beobachten.
Verhungern werdet ihr am Strand auf keinen Fall. Entlang der Promenade werden Bars und Foodtrucks durch Häuser mit Imbissangebot und sogar Trinkwasserspendern ergänzt. Das Angebot reicht von schnellen Snacks bis hin zu vollwertigen Mahlzeiten, die man ganz bequem auf einem der zahlreichen Sitzgelegenheiten zu sich nehmen kann.
Ansonsten hat der Strand alles, was das Kinderherz begehrt. Angefangen bei einem riesengroßen Spielplatz, der unser absoluter Lieblingsspielplatz des ganzen Urlaubs wurde. Da gab es zwar auch Rutschen, Schaukeln, Klettergerüste und eine Seilbahn, aber das absolute Highlight waren die kreativen Spielelandschaften mit Bojen oder flexiblen Kletterebenen. Direkt daneben befindet sich eine Skaterbahn. Falls ihr also einen Roller dabeihabt, solltet ihr ihn nach Calais auf jeden Fall mitnehmen.
Für zusätzlichen Spaß mieteten wir uns spontan ein Tretauto für vier Personen. Die Vermietung war etwas unprofessionell - der junge Mann sprach nur Französisch und eine Kartenzahlung ist nicht möglich - aber wir haben es am Ende hinbekommen und hatten einen riesengroßen Spaß dabei, die Promenade entlangzudüsen.
In Sachen Infrastruktur ist der Strand solide aufgestellt. Es gib zwei Sanitäranlagen, die allerdings erst ab 11 Uhr geöffnet sind. Vorher muss man auf eine der verteilten City-Toiletten an der Promenade ausweichen, die rund um die Uhr geöffnet sind. Das Umziehen ist in den Toiletten ausdrücklich verboten. Stattdessen wird auf eine Umkleide am Strand verwiesen. Diese haben wir auch gefunden, aber naja... entscheidet selbst, ob ihr euch dort umziehen würdet.
Ein kleiner Bereich des Strandes wird von Bademeistern überwacht. Allerdings liegt dieser nicht direkt auf Höhe des Spielplatzes, was wir etwas unpraktisch fanden. Wer trotzdem baden möchte, wird freundlich aber bestimmt in den bewachten Bereich gebeten. Die Bademeister nehmen ihre Arbeit sehr ernst. Auch bei Ebbe stehen sie vorne an der Wasserkante und achten darauf, dass niemand in den Wellen untergeht.
So sehr wir den neugestalteten Strandbereich auch genossen haben, haben wir doch eine Sache ziemlich schnell vermisst: Schatten. Vor allem in Form von Bäumen oder anderer Begrünung. An kühleren Tagen stört das kaum, aber bei sommerlichen Temperaturen kann es an windgeschützten Orten doch schnell unangenehm heiß werden. Hier wäre etwas mehr Natur eine willkommene Ergänzung zu der ansonsten sehr liebevolle und vor allem kindgerecht gestalteten Promenade gewesen.
Dennoch war Calais für uns ein gelungener Tagesausflug. Wir verbrachten einen kompletten Tag und noch einmal einen Nachmittag dort und hatten jedes Mal das Gefühl etwas Neues zu entdecken.
Der
Strand von Calais war für uns ein echtes Highlight. Aber Nordfrankreich
hat natürlich noch viele weitere schöne Ecken mit viel Sand zu bieten. In diesem
Beitrag stellen wir euch unsere liebsten Strände an der Opalküste vor: Traumstrände an der Opalküste.
Fazit: Calais ist kein Postkartenmotiv - aber ein echtes Erlebnis
Unser Tag in Calais hat uns überrascht - im allerbesten Sinne. Die Stadt ist vielleicht keine Hochglanz-Reiseziel, aber genau das macht sie so interessant. Zwischen Nachkriegsarchitektur, technischem Drachenwunder und einem der familienfreundlichsten Strände, die wir je besucht haben, bietet Calais jede Menge Raum zum Entdecken und Spielen.
Der kostenlose Parkplatz direkt am Meer, der eindrucksvolle Leuchtturm, die Spielplätze, das Freizeitangebot und nicht zuletzt der breite, saubere Strand machen Calais zu einem lohnenden Ausflugsziel. Kinder kommen hier definitiv auf ihre Kosten und auch wir Erwachsenen haben eine Menge erlebt.
Natürlich gibt es auch ein paar Dinge, die besser sein könnten. Vor allem der Mangel an Schatten und die etwas karg Betonoptik in der Innenstadt haben noch viel Potenzial. Wer also auf der Suche nach einem authentischen, kinderfreundlichen Ziel für einen Strandtag an der Opalküste ist, sollte Calais unbedingt ein Chance geben. Und auch für alle, die eigentlich nur zur Durchreise nach England dort sind, lohnt es sich, zumindest für einen Tag auch zu bleiben.
Falls ihr länger in der Region bleiben wollt, schaut unbedingt in unsere ganz persönlichen Highlights vom Urlaub im Nord-Pas-de-Calais: Unser Familienurlaub in Nordfrankreich.
Oder plant ihr noch weitere Stationen in Frankreich? Die Erfahrungsberichte zu Paris aus Elternsicht und aus Kindersicht zeigen euch unsere liebsten Erlebnisse in der Stadt der Liebe






Wir waren vor drei Jahren mit Kindern direkt ein paar Tage in Calais, daher haben wir gefühlt jede schrabbelige Ecke gesehen ;). Calais ist echt nicht die Stadt für den ersten Blick, hat auf den zweiten Blick aber ein paar echte coole Sachen zu bieten. Auch im Umland. Lohnt sich auf jeden Fall. Allein schonn für den Drachen und den Strand. Liebe Grüße, Nadine
AntwortenLöschenOja, den Drachen fanden hier alle auch ziemlich cool :) Wir waren insgesamt eine Woche in der Gegend und ich kann dir nur zustimmen: das Umland hat wirklich richtig viel zu bieten.
LöschenDie Busse sind kostenlos? Das macht die Stadt sofort sympathisch. Liebe Grüße, Gela
AntwortenLöschenJa, das hat mich auch überrascht. Da wir mit dem Mietwagen die Region erkundet haben, muss ich zugeben, dass wir das Angebot gar nicht selbst genutzt haben. Aber für alle, die mit dem Zug nach Calais anreisen, ist das total praktisch.
LöschenAlleine die eindrucksvollen Leuchttürme machen für mich diese Region so beeindruckend - auch wenn man deutlich weiter gen Westen fährt.
AntwortenLöschenIch mag deinen Blick und die inspirierenden Blicke durch die Familienbrille. So muss man mit Kids nicht unnötig suchen um passende Ideen zu finden. Denn irgendwie bietet jede Stadt und Region tolle Möglichkeiten für Familien, oft leider gut versteckt.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja, vielen Dank. Und du hast vollkommen recht. Meistens sind die richtig coolen Sachen für die Kinder wirklich etwas versteckt. Wobei sich in Calais ziemlich viel am Strand zu sammeln scheint.
LöschenSehr cooler Einblick! Ich mag ja Destinationen, die nicht so Hochglanz sind und wo man die schönen Ecken selbst erforschen muss. :)
AntwortenLöschenLieber Christian,
Löschendas sind tatsächlich auch meine liebsten Orte. Wenn man sich nicht durch Touristenmassen quetschen muss und stattdessen alles in Ruhe anschauen kann, beginnt für mich der Urlaub. :)
Liebe Grüße,
Lisa
Ha ich dachte mir schon, da klingelt doch was bei mir - als ich das Wort "Drache" gelesen habe. So war ich doch selbst bis vor 2 Wochen noch in Nordfrankreich unterwegs. Also vielen Dank für deinen Reisebericht, denn wir haben uns tatsächlich gegen einen Abstecher in Calais entschieden. 3 Wochen Nordfrankreich sind einfach zu wenig, da hätte es noch so viel mehr zu entdecken gegeben.
AntwortenLöschenAber schön, dass ihr einen spannenden Tag hattet :)
Viele Grüße, Veronika
Hallo Veronika. Da stimme ich dir zu, Nordfrankreich hat wirklich unglaublich viele schöne Ecken zu bieten. Vielleicht fahren wir noch einmal hin, denn wir haben bei Weitem noch nicht genug gesehen. Liebe Grüße
LöschenLiebe Lisa,
AntwortenLöschenCalais scheint wirklich vielseitig zu sein. Leuchtturm, Drachen-Show und Strandtage sprechen mich sofort an. Ich war leider bisher noch nicht in Calais. Mir gefällt richtig gut, dass du Alltagstipps wie Parken und Essensmöglichkeiten mit persönlichen Eindrücken verknüpfst. Da habe ich direkt Lust auch einen Urlaub dort zu planen. Und ich finde es super, dass du das Ganze aus Familiensicht betrachtest. Das ist gerade beim Reisen mit Kindern super wichtig.
Liebe Grüße
Mo
Hallo Mo, vielen Dank für deine Worte. :)
LöschenLiebe Grüße
Lisa
Ich war vor vielen vielen Jahren mal in Calais, um diesen besagten Tunnel nach England zu nutzen! Von der Stadt und/oder der Umgebung hatte ich damals nicht viel gesehen, ich glaube auch, dass wir in den späten Abendstunden unterwegs waren! Aber du hast mich neugierig gemacht! Geschichte fasziniert mich nämlich total und diesen Drachen würde ich mir auch mal aus der Nähe anschauen wollen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Jana
Liebe Jana, da du Geschichte magst, ist die ganze Region am Nord-Pas-de-Calais eine Reise wert für dich. Überall gibt es diese stummen Zeitzeugen, vor allem vom 2. Weltkrieg. Bunker, Tunnel, alte Stützpunkte - es ist noch richtig viel erhalten.
LöschenLiebe Grüße, Lisa
Ui, das mit den kostenlosen Bussen ist wirklich super. Ich denke bei Calais allerdings inzwischen nicht mehr zuerst an die Fähre, sondern an die vielen Geflüchteten, die dort gestrandet sind und unter schlimmsten Bedingungen um die Stadt herum leben. Aber spannend, dass sie im Stadtbild selbst offenbar gar nicht so sichtbar sind. Liebe Grüße von Miriam
AntwortenLöschenHallo Miriam. Im Stadtbild selbst nicht, aber entlang des Strandes ist es uns einmal aufgefallen.
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